Elaskon steigert Exporte nach China

Dresden. Das Bild von der genommenen Schwelle ist bei Elaskon wörtlich zu nehmen.
Auch wenn der Dresdner Schmierstoffhersteller als Weltmarktführer schon seit 17 Jahren Drahtseilschmierstoffe nach China liefert, so sorgten dort doch seine Rostschutzmittel für den Durchbruch – maßgeblich für Dübel und Schrauben, mit denen Eisenbahnschienen auf Betonschwellen befestigt werden.
„Es hat Nerven und Ausdauer gekostet, in China Fuß zu fassen“, sagt Tobias Schwald, neben Vater Karl und dessen Bruder Richard einer der Elaskon-Chefs. Außer staatlichen Restriktionen und Bürokratie habe es auch organisatorische Herausforderungen gegeben. „Wir hatten nicht nur einen Ansprechpartner“, ergänzt Gebietsverkaufsleiter Haifeng Han. Der 38-Jährige aus der Nähe von Peking lebt seit 2001 mit seiner Frau in Deutschland, hat zwei kleine Kinder und ist seit 2014 bei Elaskon. Dort beackert er den Markt seiner Heimat.

Etwa die Hälfte der 500 Tonnen Jahresproduktion des gemeinsam mit der Deutschen Bahn entwickelten Konservierungsmittels landet dort: 2016 auch 1,2-millionenfach als „Würstchen im Schäldarm“. Derart aufs Gramm portioniert, wird die Verlegung von Schienen vereinfacht. Vor der bahnbrechenden Erfindung mussten Gleisbauer jede Schraube mit dem Konservierungsmittel einstreichen. Nun werden Würste vor Schraube und Dübel in die Bohrung gesteckt. Schwalds haben den Schlauchbeutel zum Patent angemeldet. Das Fett darin muss nicht nur vor Rost schützen, sondern auch Belastungen durch Gewicht, Geschwindigkeit, Erschütterung und Temperaturschwankung standhalten: ob sibirische Kälte oder arabische Hitze – und erst recht auf Chinas Hochgeschwindigkeitstrassen, wo Züge mit 400 Kilometern pro Stunde entlangrauschen.
China ist Programm. Zuerst wollte Elaskon dort produzieren: „vor Ort zugekaufte Rohstoffe plus ein vorgemischtes Paket aus Dresden“. Doch das hat sich aus Sorge um die Qualität und verlustige Rezepturen erledigt. Nun tun es Vertriebstochter und Verkaufsbüro in Schanghai und zwei Zwischenlager. Trotz des wachsenden Engagements im Reich der Mitte steht für die Chefs fest: „Produziert wird nur in Dresden.“
Karl Schwald hatte das Unternehmen im Dresdner Osten 1999 anteilig und später ganz übernommen und der DDR-Marke neue Perspektiven eröffnet. Ostdeutschen ist sie vor allem als Rostschutzmittel K 60 ML für Trabant & Co bekannt. Das gibt’s noch immer: verbessert und auch für Schneeräum- und Transportflotten vieler internationaler Flughäfen.

Heute sieht sich der Traditionsbetrieb mit fast 90 Jahre alten Wurzeln vor allem als Hersteller von Drahtseilschmierstoffen. Seine roten Tonnen mit patentiertem Inhalt stehen an der Seilbahn des Tafelbergs im südafrikanischen Kapstadt, am Mont Blanc in den Alpen, auf Ölbohrinseln vor Singapur, beim Instandhaltungskommando von Venedigs Brücken – in Summe Drahtseilakte in rund 60 Ländern. Weitere Standbeine sind Pflegeprodukte für Pkw, Lkw und Landmaschinen mit etwa 1 000 Pflegestationen in Mitteleuropa sowie Formen- und Trennmittel für den Bau. Zudem verkauft Elaskon für den US-Mineralölkonzern Exxon Mobil Motoren-, Getriebe- und Hydrauliköle sowie Schmierstoffe.
Binnen zehn Jahren hat sich die Belegschaft mehr als verdreifacht. Der Chinese Haifeng Han ist einer von 84 Mitarbeitern, darunter zwei Lehrlinge. Nach zuletzt 28 Millionen Euro Umsatz will Elaskon 2017 die 30-Millionen-Marke knacken. „Wir sind auf bestem Weg“, sagt Tobias Schwald. Vater Karl ist derweil und immer öfter im Urlaub. Selbst wenn Schwalds den Vergleich nicht mehr hören können: Auch die Nachfolge läuft bei Elaskon wie geschmiert.

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